VELTINS-Lokalsportpreis 2022
Mit der Verleihung des VELTINS-Lokalsportpreises wird das journalistische Engagement zur Attraktivierung der Lokalsportberichterstattung in Deutschland gewürdigt. Die Preisträger wurden im Rahmen des VDL-Kongresses 2022 geehrt. Es wurden 6.750 Euro an die Preisträger ausgeschüttet. Für die Bewertung und Auszeichnung sichtete die Jury in diesem Jahr zahlreiche Beiträge aus zahlreichen Lokalsportredaktionen in ganz Deutschland.

Kategorie Wort:

   Platz 1 „Einsam in Düsternort“ [PDF]
Daniel Niebuhr / Delmenhorster Kreisblatt

Begründung: Mit dem Beitrag von Daniel Niebuhr im Delmenhorster Kreisblatt offenbart sich pures lokalsportliches Journalistenengagement. Der Autor unternimmt im Selbstversuch einen Besuch im Delmenhorster Stadion, das seit Monaten durch den Corona-Lockdown verwaist ist und den Besucher spürbar vereinsamen lässt. Der Leser wird in die facettenreiche Gedankenwelt eines durch die Pandemie-Auswirkungen wankelmütig gewordenen Journalisten hereingeholt. In der Rückschau erscheint dieses auf Fußball-Spielzeit angelegte Stück wie ein Zeitdokument, das noch in vielen Jahren Seele und Leidenschaft eines Lokalsportjournalisten während der Covid-Pandemie verdeutlichen kann.


   Platz 2: „Wenn Oma viermal im Jahr Geburtstag hat“ [PDF]
Lars Möller / Emder Zeitung/ Nordwest-Zeitung

Begründung:Manchmal bedarf es besonderer Darstellungsformen, um ein Alltagsproblem augenfällig zu machen. Lars Möller von der Emder Zeitung ist das in einer Mischung aus Blickfang-Layout und virtuos zusammengeführter Gesprächszitate gelungen. Tatsächlich nimmt sich Möller eines gerade in den letzten Jahren immer größer gewordenen Problems im lokalen Fußball an, weil es im Trainingsbetrieb immer öfter kurzfristige Absagen hagelt. Die Begründungen lassen sich von fadenscheinig bis hanebüchen charakterisieren – in jedem Fall ist die Distanz einer Whatsapp-Nachricht der Auslöser, dass sich die Spieler beim Trainer mit wenigen Worten aus dem regelmäßigen Trainingsbetrieb ausklinken können. Der Leser spürt regelrecht die Authentizität des Spieler-Trainer-Dialogs im üblichen Stakato-Stil eines Messenger-Dienstes. Bei dem einen sind es die plötzlich verbrühten Füße, bei dem anderen ist es Omas Geburtstag. Letzter entlarvt von allein, weil es die vierte gleichlautende Begründung innerhalb Jahresfrist ist. Beim Nächsten antwortet der Trainer mit einem Jubiläumsglückwunsch, weil ein und derselbe Spieler in der laufenden Saison die 25. Erkältung als Entschuldigungsgrund nennt. Für den Leser wird ebenso eindrucks- wie humorvoll deutlich, wie sich die Rahmenbedingungen im Trainingsbetrieb zu Ungunsten des Mannschaftsgedankens entwickelt haben.



Kategorie Bild:

   Platz 1 „Fallrückzieher“ [PDF]
Jens Dünhölter / Neue Westfälische

Begründung: Es ist genau der Hundertstel-Sekunden-Moment, den Jens Dünhölter von der Neuen Westfälischen in Gütersloh eingefangen hat. Beim Spiel des SC Verl hat sich Kasim Rabihic gegen den VfL Osnabrück mit einem kraftvollen Fallrückzieher durchgesetzt. Es ist exakt die Szene, die die ganze Dynamik lokalsportlichen Fußballs eindrucksvoll deutlich macht. Der Ball auf der Fußspitze in einer athletischen Rückwärtsbewegung – und dann noch der unangestrengte Gesichtsausdruck von Rahibic. Mit genau der notwendigen Schärfe auf der Person. Dünhölter ist es gelungen, einen großartigen Moment in Szene zu setzen. Ein üblicher Fallrückzieher wird damit zum optischen Bildgenuss, der dem Aufmacher-Charakter auf der Lokalsportseite zur Ehre gereicht wird.


   Platz 2 „An Fußball ist vielerorts nicht zu denken“ (Foto mit den Waschmaschinen) [PDF]
Thomas Schmitz (Hinweis: Einreichung von Thomas Schmitz, Fotografin Sarah Herpertz in Zusammenarbeit mit der Lokalredaktion Euskirchen-Eifel der rheinischen Redaktionsgemeinschaft) / Kölnische Rundschau, Kölner Stadt-Anzeiger

Begründung: Sarah Herpertz hat die lokalsportliche Realität des Sommers 2021 in der Gemeinde Weilerswist eingefangen. Dort wurde in der Not der Flutkatastrophe der Sportplatz des SSV Weilerswist zwangsweise zum Schrottplatz umfunktioniert. Angesichts der Flutkatastrophe geriet das lokalsportliche Engagement des Vereins in den Hintergrund und wurde fotografisch dokumentiert. Entstanden ist eine puristische Aufnahme für die Kölnische Rundschau, die auf alle Zeit dokumentarischen Wert besitzt, weil sie ernüchternd die damalige Lage der Menschen festgehalten hat. Der Verein selbst musste damals zum Training und für die anstehenden Heimspiele in den benachbarten Rhein-Erft-Kreis ausweichen.



Kategorie Online:

   Platz 1 „Dramatisch. Historisch. Bittersüß.“ [WEB] (Es handelt sich um eine Crossmedia-Story) [PDF]
David Nicolas Döring und Sascha Staat / Ruhr Nachrichten

Begründung: Gerade die Crossmedia-Vernetzung von Content hat in den letzten Jahren im Lokalsport ein besonderes Gewicht bekommen und verlangt nach innovativen Lösungen. Den großen Aufwand, den eine Redaktion betreiben kann, haben die Ruhr Nachrichten unter Beweis gestellt. Mit dem Titelgewinn der Deutschen Meisterschaft ihrer Handballer haben David Nicolas Döring und Sascha Staat aus den Vollen geschöpft. Dokumentiert wird, flankierend zur Printberichterstattung, in einer aufwendig inszenierten Multi-Media-Story der lange Weg der BVB-Handball-Abteilung zum Meistertitel. Die Dokumentation im Chronisten-Stil beginnt bereits 2019 mit der Verpflichtung der ersten Weltklassespielerin. Danach schreiben die Autoren die Timeline bis zum Meisterschaftserfolg präzise und pointiert fort. Der animierte Verlauf von Text und Bildern, Einklinkern und Overlays, garniert mit ausdrucksstarken Zitaten und aktivierten Social-Media-Side-Links, macht die Multi-Media-Story zu einer regelrechten Content-Spielwiese. Solche dramaturgisch geschickten Aufbereitungen wünscht man sich öfter.


   Platz 2 „Liveticker Basketball Niners Chemnitz“ [WEB 1] [WEB 2] [PDF]
Thomas Reibetanz / Freie Presse

Begründung: Liveticker lassen sich auch unterhaltsam gestalten, ohne den Nachrichtenwert zu verlassen. Thomas Reibetanz von der Freien Presse in Chemnitz hat die Begegnung seines Basketballclubs „Niners“ Chemnitz geschickt genutzt, um auf der Webseite der Freien Presse, aber auch auf dem aktiven Instagram-Kanal die gesamte Breite journalistischer Darstellung zum Ausdruck zu bringen. Der Newsletter vermittelt dabei auf „humorvolle Weise“, wie es Thomas Reibetanz formuliert, was seinerzeit in fast menschenleeren Hallen geschah. Die Freie Presse fixte die Leser schon auf der Seite eins an, um dem lokalsportlichen Thema zu folgen. Ein QR-Code macht dort den Zugriff mit einem Smartphone-Click möglich. Thomas Reibetanz bewies, dass er in seinem Newsticker schneller schreiben, als manche sprechen können. Und das ganze ziemlich pointiert: Noch bevor der Ball durch den Korb ist, hat er sich bereits über die Wurftechnik des Schützen mokiert. Mehr noch: Reibetanz beschreibt die Tattoos, kritisiert den Schiedsrichter, weil er trotz klarer Berührung am Arm kein Foul gegen den Verteidiger gepfiffen hat. „Reibe“, so sein Spitzname in der Redaktion, bringt sich auf beste journalistische Art und Weise ein: Er schreibt, stellt fest, kommentiert, was das Zeug hält.