VELTINS-Lokalsportpreis 2021
Die Auswirkungen der Pandemie im lokalen Sportgeschehen hat 2021 die Kreativität der Journalisten in den deutschen Lokalredaktionen deutlich gefördert. Die erzwungene Distanz war ein Beschleuniger für neue Ideen, um Wort und Bild zum Brückenschlag zu den Lesern zu verhelfen, so die Bilanz der Jurymitglieder des Veltins-Lokalsportpreises. Der monatelange Ausfall des Trainings- und Spielbetriebs in Turnhallen und auf Sportplätzen ermöglichte den Redaktionen bundesweit neue Freiräume fern der ansonsten üblichen Spielberichterstattung, sodass mehr Reportagen, Portraits und Hintergrundberichte die Recherchierfreudigkeit der Lokalsportjournalisten in Deutschland förderten. Mit 240 eingereichten Beiträgen konnte der Veltins-Lokalsportpreis im 18. Jahr seines Bestehens ebenso vielfältige wie herausragende Arbeiten würdigen. Mit dem Veltins-Lokalsportpreis, der vom Verband deutscher Lokalzeitungen und der Brauerei C. & A. Veltins initiiert wurde, wurden 6.750 Euro an die sechs Preisträger ausgeschüttet.

Kategorie Wort:

   Platz 1 „Auffälliges Nomadentum“ [PDF]
Leon Elspaß/Ruhr Nachrichten

Begründung: Das Thema ist sensibel. Höchst sensibel sogar. Wer spricht schon gerne über Pädophilie in Sportvereinen? Leon Elspaß hat recherchiert, ein halbes Jahr lang. Hat sich auf die Spur eines Fußball-Juniorentrainers aus Westfalen begeben, welcher in mehreren Fällen eines solchen Vergehens verdächtigt wurde und von Verein zu Verein getingelt ist. Beschwerden gab es einige, rechtlich belangt wurde Benjamin C. nie. Es fehlten die Beweise. Elspaß skizziert den Fall eindrucksvoll, nimmt den Leser mit in einen juristischen Graubereich. Sein Text rüttelt auf, soll Vereine und Verantwortliche sensibilisieren. Sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen? Dagegen lässt sich präventiv eine Menge machen. Elspaß Ausführungen rütteln auf und tragen dazu bei, dass es gelingen kann.


   Platz 2 „Fit fürs Leben“ [PDF] [PDF]
Jürgen Wegner/Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung

Begründung:Facettenreicher kann ein Problem aufgreifende Berichterstattung kaum sein. Die Redaktion der Mittelbayerischen Zeitung thematisiert den militärischen Gruß der Fußballmannschaft Türkspor Mainburg. Die Autoren berichten über diese Gesten, recherchieren, ziehen Parallelen zu einem Länderspiel, in dem dieser Gruß ebenfalls zu sehen war, und beziehen in Kommentaren eine klare Position gegen politische Gesten und Parolen im Sport. Gleichzeitig ist die Berichterstattung durchdrungen von einer beeindruckenden fachlichen und sachlichen Beschreibung, dabei beleuchtet sie auch die unterschiedlichen Perspektiven der Beteiligten. Die redaktionelle Arbeit zeigt damit, welche Bedeutung von Sport und dem Verhalten von Sportlern, die auch eine Vorbildfunktion haben, ausgeht und wie sich dies auf die Gesellschaft sowie die Integration und die öffentliche Wahrnehmung auswirken kann.



Kategorie Bild:

   Platz 1 Serie: "Gesichter des Warsteiner Sports" [PDF] [PDF]
Elmira Clewing/Soester Anzeiger – Lokalausgabe Warstein

Begründung: Der erste Bildpreis des Veltins Lokalsportpreises 2021 geht an Elmira Clewing, freie Mitarbeiterin des Soester Anzeigers in Warstein. Prämiert wird eine 63-teilige Fotoserie, die aus der lokalen Sportberichterstattung deutschlandweit herausragt, weil Elmira Clewing die Gesichter des lokalen Sports in einer eigenen Bildsprache zeigt – mit einem hohen Maß an Authentizität und gleichzeitiger Ästhetik. Dass die Pandemie im Blatt den Raum für die großformatige Darstellung erst möglich machte, war zwar der Anlass, ändert aber nichts an der innovativen Kraft, die durch das Highlight-Layout zum Ausdruck gebracht wurde. Menschen wie du und ich, das ist die Aussage eines jeden Fotos, finden im lokalen Sport ihre wirkungstiefe Bestätigung und persönliche Zufriedenheit. Dass die Textboxen den Sportler zitieren und zugleich über den lokalen Vereinen informieren, schafft für den Leser zusätzliche Impulse, die der Sportberichterstattung zur Wahrnehmung verhelfen.


   Platz 2 „Unter Beobachtung“ [PDF]
Jörg Hagemann/Lippische Landes-Zeitung

Begründung: Der zweite Bildpreis des Veltins Lokalsportpreises geht an Jörg Hagemann, Sportredakteur der Lippischen Landes-Zeitung, der beim örtlichen Bundesliga-Handball ganz nah dran war. Mit seinem Auge für den richtigen Moment hat er die Angriffsszene ebenso treffsicher absolviert wie die Handballer auf dem Feld. Unter der Beobachtung desgroßformatigen Mannschaftsfotos hinterm Spielfeld schaut der Betrachter gleich zweimal hin, um das situative Miteinander von Spielern und Spielerfoto zu erkennen und begreifen. Mit einem Aha-Effekt wird eine Spielszene fotografisch zum außergewöhnlichen Momentgemacht.



Kategorie Online:

   Platz 1: „Dreierbob – unser Podcast zur WM“ [PDF] [PDF] [PDF]
Fabian Deicke und Tino Meyer/Sächsische.de

Begründung: Bei der Bob-WM 2020 in Altenberg ging auch das Portal sächsische.de mit an den Start, allerdings in einer journalistischen Disziplin: im Podcast-Dreierbob. Die Reporter Tino Meyer und Fabian Deicke berichteten zwischen in einem täglichen Format vom Geschehen im Eiskanal. In jeder Episode hatten die Reporter eine dritte Person in ihrem mobilen Studio zu Gast, der so den Dreierbob komplett machte. Zu Gast waren Athleten, Trainer, Offizielle oder Prominente, die eng mit dem Bob- und Skeleton-Sport verbunden sind. In jeder Episode erklärten Bob-Trainer Gerd Leopold und die frühere Weltklasse-Skeleton-Pilotin Diana Sartor je einen Begriff aus ihrem Sport – in jeweils rund 55 Sekunden, also genau so lange, wie es dauert, einmal die Altenberger Bob-Bahn von oben bis unten zu fahren. Insgesamt entstanden 12 hörenswerte Folgen Dreierbob. Sie wurden auf sächsische.de und bei den Streamingdiensten Spotify, Deezer und Apple Podcast veröffentlicht.


   Platz 2 „Trainer Dario Casal liebt einen Mann“ [PDF]
Christoph Seidl/Münchner Merkur

Begründung: Der Beitrag über einen homosexuellen Fußballtrainer steht stellvertretend für weitere andere, mit denen Christoph Seidl und sein Team von „FuPa Oberbayern“ (zwei Festangestellte, drei Praktikanten), das unter anderem das Portal merkur.de beliefert, es geschafft haben, in Zeiten, in denen keine Fußballspiele stattfanden, den befürchteten Reichweiten-Einbruch aufzufangen. Zu diesem Zweck wurden mehr als 150 Livestream-Interviewsund Hintergrundgeschichten veröffentlicht – darunter dieser Beitrag über Dario Casala, der nach seinem eher ungeplanten Outing befürchtet hatte, dass ihn seine Spieler als „Schwuchtel“ titulieren würden.